Naturwein – die ultimative Definition
Die Definition von Naturwein ist recht einfach: Naturwein ist, wenn eine Traube einer wilden Rebe (etwa die Sorte Ceruja aus Albanien) am Ende ihrer Reifezeit in eine zufällig herumliegende Schale einer Walnuss fällt und dort durch die entsprechenden Umgebungstemperaturen eine Vergärung der Traube einsetzt. Dieser Tropfen, dieser Nektar ist ein Naturwein. Alle anderen Weine sind Kulturweine. Punkt.
Kulturweine wiederum sind mit unserer Zivilisation zu vergleichen: die Bandbreite ist gigantisch und auch die Faszination dafür. Wahrscheinlich ist sie sogar größer, als es sich der gemeine Weintrinker vorstellt. Das EU-weit gültige Weingesetz zum Beispiel erlaubt 43 unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten des Weines im Keller des Winzers. Selbst nach EU-Bioverordnung darf ein Wein gefiltert und zentrifugiert werden (d.h. in seine Bestandteile zerlegt und neu zusammen gesetzt), auch der Einsatz von Diammoniumphosphat, Dichlorhydrat, Gummi arabicum, Gelatine oder Proteine aus Weizen & Erbsen ist laut EU-Bioverordnung erlaubt. Wir sprechen hier von biologisch zertifiziertem Wein!
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Die Kulturwein-Avantgarde
Kulturwein wiederspiegelt nichts anderes als unsere Kultur: von der Hochkultur zur Popkultur, vom Raubtierkapitalismus bis zur selbstversorgenden Aussteigerkommune. Kulturwein wird unter den Bedingungen des Kapitalismus hergestellt und muss meist das finanzielle Überleben seiner Herstelller sichern. Kulturwein ist selten perfekt aber in der Bandbreite vom Massenwein aus dem Supermarkt, über den Wein aus dem Bio-Laden oder aus der Vinothek bis hin zum Winzerbesuch beim nach Demeter-Richtlinien zertifizierten Winzer ist für viele Geschmäcker etwas dabei. Dabei gibt uns das Etikett oft wenig Rückschlüsse, wie der Wein hergestellt wurde. Der obligatorische Hinweis “Enthält Sulfite” ist schließlich auf jeder Flasche zu finden, da Sulfite auch ohne deren Zugabe durch den Winzer natürlich im Wein zu finden sind.
Betrachten wir also den Begriff “Naturwein” (oder vin natural, authentic wine, raw wine, naked wine) nochmal aus diesem Blickwinkel, so haben wir es dabei mit einer alten (Gegen-)Bewegung an Winzern zu tun, die sich klar und radikal gegen Massenweine, Monokultur und den Einsatz von Chemikalien im Weinbau positioniert haben. Das gilt sowohl für die französischen Ursprünge um Jules Chauvet als auch für die ersten Orange-Weine von Joško Gravner in der italienisch-slowenischen Grenzregion Brda. Für Aussenstehende geht es dabei meist um den Verzicht auf Schwefel (bzw. maximal 40mg/L) und den Verzicht auf Zuchthefen (d.h. die Fermentation der Trauben findest ausschließlich durch natürlich vorkommende Bakterien statt), tatsächlich geht es aber um den Verzicht auf 43 unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten. Diese Gegenbewegung ist auch in der Gesamtgesellschaft zu finden, vom Verzicht auf Massentierhaltung bis zur Angst vor dem Klimawandel ist hier alles mit dabei. Es ist nichts anderes als die Kulturwein-Avantgarde, jedenfalls noch so lange, bis die Weine auch in der Masse angekommen sind (ein Hinweis dafür wäre z.B. ein maischevergorener “Naturwein” aus Rumänien für 3,99 bei Penny).
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Besonders leidenschaftlich & nachhaltig!
Unter so genanntem Naturwein ist also die Kulturwein-Avantgarde der Gegenwart zu verstehen. Als solche über sie derzeit großen Einfluss auf die gesamte Weinbranche aus. Wir von Samovino hegen sehr große Sympathien für die Kulturwein-Avantgarde und ihre Einflüsse! Probleme bereitet sie uns auf Winzerseite nur da, wo der Verzicht auf 43 Behandlungsmöglichkeiten (plus mangelndes Wissen und mangelnde Hygiene) zu schlicht ungeniessbaren Weinen führt und dies mit dem Hinweis auf den Willen der Natur schöngeredet wird. Problematisch ist auch, wenn sich bei Weinverkäufern, Sommeliers und Konsumenten mitunter ein “Avantgarde-Feeling” einschleicht, was dazu führt, dass der (ausschließliche) Genuss der so genannten Naturweine als Code dafür gilt, sich von den Anderen abzugrenzen und als “soziales Kapital” (nach Pierre Bourdieu) missbraucht wird.
Im Umkehrschluss bedeutet dies aber eben nicht, dass die Weine grundsätzlich ungeniessbar wären. Ganz im Gegenteil, neben diesen problematischen Begleiterscheinungen arbeitet die Avantgarde der “Naturwein”-Winzer meist besonders leidenschaftlich und nachhaltig mit ihren Weinen & Weingärten und setzt sich oft auch für lokale Besonderheiten ein. Geschmacklich unterscheiden sich die Weine von bekannten konventionellen Weinen, in den meisten Fällen verstehen wir das aber als große Bereicherung. Das immer wieder aufgeführte Argument, dass Naturweine all gleich schmecken halten wir für längst wiederlegt. Dazu reicht uns schon eine Verkostung durch unsere eigenes Sortiment.
Wer sich jetzt also für die Kulturwein-Avantgarde interessiert, aber noch nie etwas probiert hat, dem empfehlen wir folgende Weine:
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ROSÉ NATUR11,95 €
14,60 € / l
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Portugieser11,95 €
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FURMINT14,95 €
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BAKATORANGE18,00 €
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Wer schon zu den zahlreichen so genannten Naturweingenießern gehört, dem empfehlen wir folgende Weine:
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Produkt im AngebotBLAUFRÄNKISCH NATURUrsprünglicher Preis war: 29,50 €22,00 €Aktueller Preis ist: 22,00 €.
39,33 €/ linkl. 19 % MwSt.
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Hárslevelü16,95 €
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RIESLING “TOTEM”28,00 €
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KADARKAH14,95 €
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Wer sich für das Thema der so genannten Naturweine und den Inhaltsstoffen im konventionellen Weinbau noch mehr interessiert, empfehlen wir die Lektüre von Christoph Raffelt’s Text “Was steckt im Wein? Und was ist bio?” aus dem Schluck Magazin.
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