Der ultimative Guide für Weintourismus in Serbien
“Belgrad ist das neue Berlin.” Sätze wie diesen hört man öfters, wenn man sich über die angesagtesten Reiseziele in den nächsten Jahren unterhält.
Das hat aber nur bedingt mit den von Premierminister Vučić vorgestellten Plänen zur Errichtung eines neue Phallussymbols zu tun, der dem Torre Agbar in Barcelona oder der Gerkin in London um nichts nachsteht. Denn, gerade das Viertel Savamala in dem der neue Mega-Shopping Komplex entstehen soll, ist aufgrund seines industriellen und heruntergewirtschafteten Charakters zu einem Anziehungspunkt für die so genannten Creative Industries geworden.
Der Charme und Reiz Belgrads liegt in seiner ungeschliffenen Rohheit und in der Offenheit der Menschen, denen ein gewisser Drang zum Laissez Faire, also zum Feiern und Genießen, nicht abgesprochen werden kann. Und das merkt man auch an seinen zahlreichen Weinbars, etwa die Pampour Bar, Srpska Kuća Vinaoder auch der Supermarket Concept Store. Hier kann man sich wunderbar einen ersten Überblick über die Vielfalt der serbischen Weinkultur verschaffen. Wer sich noch länger in Belgrad aufhalten möchte, sollte ein Blick auf Webseiten wie Spotted by Locals werfen.
Wer nach Serbien reist, erreicht dies am einfachsten über den Nikola Tesla Flughafen in Belgrad. Um die Weingüter zu erreichen, empfiehlt es sich in jedem Fall einen Mietwagen zu reservieren. Selbst wenn man des Serbo-Kroatischen mächtig ist, sind öffentliche Verkehrsmittel außerhalb der großen Städte kaum zu empfehlen. Die Straßen in Serbien sind zwar sicher nicht die Besten, aber mit einem vorsichtigen Fahrstil sind sie problemlos zu bewältigen und mittels GPS findet man auch sehr schnell ans Ziel.
“Die Straßen in Serbien sind zwar sicher nicht die Besten, aber mit einem vorsichtigen Fahrstil sind sie problemlos zu bewältigen und mittels GPS findet man auch sehr schnell ans Ziel.”
Die Distanzen sind nicht allzu groß, von Horgoš (wo sich etwa das Weingut Zvonko Bogdan befindet) ganz im Norden bis Vranje (wo die drei Schwestern vom Weingut Aleksić und deren Weine einen bleibenden Eindruck hinterlassen) im Süden Serbiens sind es etwa 550 Kilometer. So lange man sich auf der Autobahn befindet, kommt man auch sehr gut voran. Auf den Nebenstraßen muss man ein wenig zusätzliche Zeit einplanen. Die Telefonnummern der Weingüter lassen sich online ausfindig machen, eine Ankündigung im Vorfeld eines Besuches ist auf jeden Fall empfehlenswert, in den meisten Weingütern findet sich auch sehr schnell jemand, der Englisch spricht. Die spannendsten Regionen sind Fruška Gora bzw. Srem im Norden, Negotin bzw. Timok im Osten und Župa im Süden von Belgrad.
1. Die Reise nach Župa: auf dem Weg nach Aleksandrovac in Župa empfiehlt es sich bereits auf dem Weg mindestens bei zwei Weingütern in der RegionŠumadija anzuhalten. Zum einen ist dies das vielleicht bekannteste Weingut in Serbien, Aleksandrović: hier gibt es nicht nur eine wunderbare Verkostungsterrasse, sondern hier befindet sich auch das Nahe gelegene und sehenswerte Kloster Oplenac. Zum anderen ist das Weingut Temet in Lozovik ein paar zusätzliche Kilometer wert. Dieses neue und imposante Weingut produziert wunderbare Weine, ist idyllisch gelegen und wird in den kommenden Jahren ganz sicher seinen Weg auf das europäische Parkett finden.
Aleksandrovac ist eine kleine Stadt inmitten von Župa und Heimat zahlreicher spannender Weingüter. Die Region ist sehr stark vom Weinbau geprägt und ist an Gastfreundschaft kaum zu überbieten. Zum Übernachten empfiehlt sich entweder die sehr schicken Appartments des Weinguts Nikolić (mit einem Deutsch sprechenden Besitzer) oder das etwas außerhalb gelegene sehr charmante Ethno Dorf Latkovac. Von hier können zahlreiche Weingüter besucht werden, insbesondere Ivanović, Braca Rajković, Budimir, Čokot, Botunjac und Spasić sollten dabei auf keiner Liste fehlen.
“Hier empfiehlt es sich auch, mit den Winzern zu sprechen, insbesondere über gutes Essen, denn vielleicht bereiten sie gerade selbst etwas köstliches zu essen oder sie wissen, wo es den besten gegrillten Fisch und geräucherten Speck gibt.“
Hier empfiehlt es sich auch, mit den Winzern zu sprechen, insbesondere über gutes Essen, denn vielleicht bereiten sie gerade selbst etwas köstliches zu essen oder sie wissen, wo es den besten gegrillten Fisch und geräucherten Speck gibt. Nach zwei bis drei Tagen hat man sich von der Region und den Weinen einen guten Überblick verschafft, auf der Suche nach Ruhe kann man hier aber noch lange Verweilen, oder ausgedehnte Wanderungen im benachbarten Kopaonik Gebirge unternehmen, im Winter findet man hier auch einen Hauch von High Life und wunderschöne schneesichere Skipisten.
2. Entlang der Donau nach Negotin: Die Fahrt von Belgrade nach Negotin verläuft entlang der Donau, ein erster Stopp in Smederevo empfiehlt sich insbesondere für einen Besuch des Weingutes Janko, ein aufstrebendes Weingut mit dem Gewinnerwein Zavet Stari (2011) der Decanter Regionalausscheidung für Rotweine aus Zentral- und Osteuropa. Fährt man ein Stück weiter trifft man auf die beeindruckende Festung Golubac aus dem 14ten Jahrhundert und den Eintritt in das Naturschutzgebiet und die Schluchten von Đerdjap. Die Donau windet sich hier wunderschön durch die felsige Gegend, ein echter Traum.
In Negotin ist das Angebot an Unterkünften überschaubar, die Vila Delux bietet einen soliden Service. In der Stadt gibt es zahlreiche durchschnittliche Restaurants, aber dafür gibt es eine handvoll Winzer, die aus dem kontinentalen und heißen Klima ganz wunderbare Weine zaubern. Dazu gehört insbesondere das Weingut Matalj. Wer Negotin besucht, muss unbedingt auch einen Besuch beim Kloster Bukovo einplanen, hier wird ein überraschend guter Cabernet vinifiziert und darüber hinaus gibt es mit dem schwarzen Tamjanika eine sehr seltene Rebsorte zu probieren.
“Touristisch äußerst wertvoll ist auch eine Wanderung zu den natürlichen Brücken des Vratna Flusses. Ein ganz besonderes Naturereignis.”
Ebenfalls nicht entgehen lassen sollte man sich einen Besuch der Francuska Vinarija. Das “französische Weingut” beruht auf der Leidenschaft zweier Franzosen, die hier in den alten Weinkellern des Dorfes Rogljevo eine Weintradition wiederbeleben möchten. Die Weine des Weingutes haben bereits ihren Weg in zahlreiche französische Gourmetrestaurants gefunden, darüber hinaus sind die alten Steinkeller eine Besichtigung wert. Touristisch äußerst wertvoll ist auch eine Wanderung zu den natürlichen Brücken des Vratna Flusses. Ein ganz besonderes Naturereignis.
3. In den Norden Serbiens: Die Fruška Gora ist Teil der Region Vojvodina, eine Tiefebene und die Kornkammer Serbiens. Eine Region, die sehr stark von der ehemaligen Habsburg Monarchie geprägt wurde. Dies wird insbesondere bei einem Besuch des historisch bedeutenden Sremski Karlovci deutlich. Hier, im Herzen der Fruška Gora befindet sich in der wunderschönen Altstadt beispielsweise das erste Gymnasium Serbiens. Darüber hinaus sind zahlreiche Weinkeller über die Stadt verteilt, eine Besonderheit ist hier der Bermet, ein Kräuterwein der am ehesten mit dem Italienischen Vermouth vergleichbar ist. Eines der bestgehüteten Familienrezepte findet sich im Weingut Kiš. Die weitläufige Region Srem ist aber auch Heimat vieler weiterer exzellenter Weingüter. Besonders schön direkt an der Donau gelegen ist das Weingut Šijački, auch ein Besuch bei Belo Brdo, Imperator und Mačkov Podrum lohnt sich. Als Unterkunft bietet sich eines der Hotels in Sremski Karlovci an.
Aber auch die Nahe gelegene Stadt Novi Sad bietet zahlreiche Unterkunftsmöglichkeiten und eignet sich als Ausgangspunkt für Weinreisen und zum urbanen Flair gehören hier zahlreiche exzellente Restaurants, etwa das Fish i Zelenis. Darüber hinaus bietet sich der Nationalpark auch als Wander- und Fahrradparadies an, ein beliebter Tagesausflug ist etwa Strazilovo.
Bitte hinterlasst Eure eigenen Tipps für Weinreisen durch Serbien in den Kommentaren!
Titelbild: flickr.com/photos/jockeamsterdam/ (Creative Commons)
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