Unberührter Balkan
Dichteste Vegetation. Eine nie gesehene Artenvielfalt auf engstem Raum. Mehr Arten an Schmetterlingen und Heuschrecken, wie man anderenorts Exemplare gesehen hat. Vögel, Schildkröten und Schlangen. Ein einfacher Spaziergang entwickelt sich zu einem Fest für die Sinne. Dutzende Grüntöne schmeicheln den Augen.
Der Duft von Thymian, Salbei, Oregano und Minzen betört den Geruchssinn. Die Flusslandschaften und -täler beeindrucken mit ihrer oft unberührten Ursprünglichkeit. Das Wasser ist so klar und rein, dass es eine kaum zu beherrschende Lust erzeugt hineinzuspringen. Hier kann man im wahrsten Sinne eintauchen. Märchenland? Nein, Balkan!
Shokdra See. Der See ist der größte der Balkanhalbinsel, liegt in einer Tiefebene zwischen Montenegro und Albanien und bietet eine ursprüngliche und noch weitestgehende unberührte Traumlandschaft mit vielen endemischen Pflanzen- und Tierarten. Rund um den See kann die landschaftliche und kulinarische Vielfalt (vorzüglicher Wein!) in vielfältigsten Touren entdeckt werden.
Die Länder des ehemaligen Jugoslawiens übertrumpfen sich gegenseitig mit einer großflächig intakten und vielfältigen Natur, wie man sie aus Mitteleuropa nicht mehr kennt. Was für die wirtschaftliche Entwicklung ein Hindernis darstellt, nämlich eine spärlich bis gar nicht vorhandene Industrie, dankt die Natur mit einem Überschwang an Opulenz.
“Was für die wirtschaftliche Entwicklung ein Hindernis darstellt, nämlich eine spärlich bis gar nicht vorhandene Industrie, dankt die Natur mit einem Überschwang an Opulenz.”
Wildwiese mit einer Gruppe von Kaisermantel Schmetterlingen am Weg von Podgorica über Ubli in die Kučka Krajina, den Hausbergen von Podgorica.
Außerhalb der Städte fügen sich die Menschen nahtlos in diese Umgebung ein, die unser aller Ursprung ist und deren heilende Wirkung auf Körper und Geist hier unmittelbar erfahrbar wird. Genauso einfach und herzlich wie die Menschen sind ihre Lebensweisen, Traditionen und Erzeugnisse. Selten kommt man in einem Dorf an einem Haus unbemerkt vorbei, ohne in den Genuss einer kulinarischen Rundumverwöhnung zu kommen. Und was da angeboten wird ist einerseits einfach und natürlich, aber gleichzeitig in einer derart außerordentlichen Qualität, wie man es manchmal nur noch aus einer frühen Kindheitserinnerung kennt. Früchte, Gemüse, Käse, Honig, Schnaps und Wein. Hergestellt nach alten Rezepten und Traditionen, sind die Qualität und der Geschmack von kleinbäuerlich hergestellten Produkten unvergleichlich.
Ziegen an der Cijevna. Am Balkan werden Schafe und Ziegen noch sehr oft nach alter Tradition von Hirten und Hunden in die wild gewachsenen Landschaften zum Weiden begleitet.
In Montenegro und Serbien entwickelt sich langsam aber immer stetiger eine Professionalisierung der bäuerlichen Produktion, ohne auf die natürlich vorhandenen qualitativen Eigenschaften zu verzichten. Bio oder organisch gibt es bisher nur vereinzelt. Dies aber nur deshalb, weil fast alles in bester Qualität vorhanden ist und man gar nicht genau versteht, wie es anders sein könnte (wie treffenderweise auch in diesem Mirror Artikel festgehalten wurde (auf englisch)).
“Bio oder organisch gibt es bisher nur vereinzelt. Dies aber nur deshalb, weil fast alles in bester Qualität vorhanden ist und man gar nicht genau versteht, wie es anders sein könnte.”
Neben den vielen Produkten, die man sich aus diesen Ländern erwarten würde, ist der Weinbau auf einem guten Wege, sich ebenfalls zu einem wirtschaftlich soliden Standbein zu etablieren. Es gibt eine langjährige Tradition in der Kultivierung von vielen autochthonen und als auch internationalen Sorten. Mit der europäischen Perspektive eröffnen sich für die Weinbauern hier neue Möglichkeiten, aber auch ein enormer Wettbewerbsdruck. Durch die Bewahrung und Pflege der lokalen Geschmäcker, Farben und Sorten kann Wein eine besondere Rolle einnehmen, als Botschafter und genussvoller Zugang zu einer außergewöhnlichen und spannenden Region. So wie zum Beispiel in Paul Caputo’s Beschreibung der Weinbauregion Župa in Zentralserbien (auf Englisch).
Aktuelle Informationen über den Weinbau auf dem Balkan und in Serbien bieten beispielsweise die Webseiten winesofbalkans.com & vinopedia.rs.
Text & Bilder: Robert Mršić lebt seit 3 Jahren in Podgorica, Montenegro und erkundigt regelmäßig neue Naturlandschaften.
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